Robert Frank, ein Bildvisionär, der geografische und stilistische Grenzen überschritt, ist ein grundlegender Name in der Geschichte der Fotografie des 20. Jahrhunderts. Mit seinem innovativen Ansatz und seiner rohen Sicht auf die Realität hielt Robert Frank Momente fest und definierte die Bildsprache der Fotografie neu. Dieser Artikel untersucht Robert Franks künstlerische Reise, von seinen Anfängen als Modefotograf bis zur Produktion eines seiner einflussreichsten Werke, „The Americans“. Darüber hinaus werden wir untersuchen, wie seine Beiträge über die Fotografie hinausgingen, das Kino beeinflussten und eine Generation von Künstlern dazu inspirierten, etablierte Normen in Frage zu stellen. Machen Sie sich bereit, in die faszinierende visuelle Welt von Robert Frank einzutauchen und zu entdecken, wie seine Objektive die Art und Weise veränderten, wie wir Fotokunst wahrnehmen.
Was ist Robert Franks künstlerischer Werdegang?
Frühe Karriere (1941-1947): Robert Frank begann 1941 mit dem Studium der Fotografie und arbeitete die nächsten sechs Jahre für kommerzielle Fotografie- und Grafikdesign-Studios in Zürich, Genf und Basel. 1947 zog er in die USA, wo er für Harper's Bazaar arbeitete, aber aufgrund der Einschränkungen der Modefotografie bald wieder aufgab.
Fotojournalismus und Veröffentlichungen (1950-1955): Zwischen 1950 und 1955 arbeitete Robert Frank als Freiberufler und produzierte Fotojournalismus und Werbefotografien für Magazine wie LIFE, Look, Charm und Vogue. In dieser Zeit erhielt er Unterstützung von wichtigen Persönlichkeiten der New Yorker Kunstwelt, darunter Edward Steichen, Willem de Kooning, Franz Kline und Walker Evans.
Guggenheim-Stipendium und „The Americans“ (1955-1956): Beeinflusst von Walker Evans erhielt Robert Frank ein Guggenheim-Stipendium, das ihm 1955 und 1956 eine Reise durch die Vereinigten Staaten ermöglichte. In dieser Zeit nahm er die Bilder auf, die zu seinem berühmtesten Buch „The Americans“ (1958) werden sollten Arbeit, die die Fotografie revolutionierte.
Veröffentlichung von „The Americans“ (1958-1959): Das Buch „The Americans“ erschien erstmals 1958 in Paris mit Texten renommierter Schriftsteller. Die 1959 erschienene amerikanische Ausgabe wurde von Jack Kerouac eingeführt. Trotz anfänglicher negativer Kritiken wurde es zu einem wegweisenden Werk in der Geschichte der Fotografie.
Kino und Dokumentationen (ab 1959): Nach der Veröffentlichung von „The Americans“ wandte sich Robert Frank von der traditionellen Fotografie ab und konzentrierte sich auf den Film. Zu seinen bemerkenswerten Filmen gehört „Pull My Daisy“ (1959), bei dem Alfred Leslie Co-Regisseur war und der von Jack Kerouac gesprochen wurde. 1972 veröffentlichte er den umstrittenen Dokumentarfilm „Cocksucker Blues“ über die Rolling Stones.
Rückkehr zur Fotografie (ab 1970er Jahre): In den 1970er Jahren wandte sich Robert Frank wieder der Fotografie zu und veröffentlichte sein zweites Fotobuch „The Lines of My Hand“ (1972). Seine späteren Werke waren zwar bedeutend, erzielten jedoch nicht die gleiche Wirkung wie „The Americans“.
Persönliches Leben und Tod (1970er-2019): Nach der Trennung von seiner ersten Frau heiratete Robert Frank die Bildhauerin June Leaf. Seine Tochter Andrea kam 1974 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben, bei seinem Sohn Pablo wurde Schizophrenie diagnostiziert. 1995 gründete er im Gedenken an seine Tochter die Andrea-Frank-Stiftung. Robert Frank verstarb am 9. September 2019 in seinem Haus in Nova Scotia, Kanada.
Was sind die berühmtesten Werke von Robert Frank?
„Die Amerikaner“ (1958): Robert Frank ist vor allem für sein einflussreiches Werk „The Americans“ (1958) bekannt, das ohne Zweifel sein berühmtestes und einflussreichstes Werk ist. Dieses Buch mit Schwarz-Weiß-Fotografien bietet einen rohen und provokanten Blick auf die amerikanische Gesellschaft in den 1950er Jahren und fängt die Vielfalt der Menschen und Situationen ein. Die Bilder stellen die etablierten Konventionen der Fotografie der damaligen Zeit in Frage und bieten einen einzigartigen und oft melancholischen Blick auf das Leben in den Vereinigten Staaten.
„40 Fotos“ (1946): Dies war das erste Fotobuch von Robert Frank. Im Jahr 1946 bereiste und fotografierte Robert Frank Mailand, Paris und Straßburg. In dieser Zeit entstand auch sein erstes Buch, ein exklusiver Spiralband mit dem Titel „40 Fotos“. Das Buch enthält Originalfotografien aus verschiedenen Genres und zeigt Robert Franks frühes Erkennen der Macht der Präsentation mehrerer Fotografien auf einer einzigen Seite oder in einer gebundenen Serie. Das Cover, eine Montage eines menschlichen Auges, das durch ein offenes Kameraobjektiv betrachtet wird, gibt den Ton für ein geschicktes Spiel zwischen formalen und thematischen Gegensätzen an und betont gleichzeitig ähnliche Formen und Eigenschaften. Robert Frank stellt scheinbar unterschiedliche Bilder gegenüber (z. B. Nahaufnahmen von Baumstämmen mit fernen Landschaften, Radioröhren mit Live-Musikern, schneebedeckte Kiefern mit Spitzenstoffen) und paart eng beieinander liegende Bilder (ein Mann, der ein Schwein hält, und eine Frau, die nach einem Schwein greift). Heuballen, zwei wilde Tiere, die gegen ihre Käfige kämpfen, ein Mann, der an einem Seil klettert, und ein Skifahrer in der Luft) in einer raffinierten Auseinandersetzung mit Wiederholung, Kontrast, Geste und Empfindung.
„Zieh mein Gänseblümchen“ (1959): Pull My Daisy ist ein Kurzfilm, der die Beat-Generation symbolisiert. Unter der Regie von Robert Frank und Alfred Leslie handelt es sich um eine Adaption des dritten Akts eines Theaterstücks mit dem Titel „Beat Generation“, das Jack Kerouac nie zu Ende brachte. Der Titel Pull My Daisy ist dem gleichnamigen Gedicht von Kerouac, Allen Ginsberg und Neal Cassady aus den späten 1940er Jahren entnommen, das auch in der jazzigen Komposition zur Eröffnung des Films vorkommt. Basierend auf einem Vorfall im Leben von Neal Cassady und seiner Frau Carolyn erzählt Pull My Daisy die Geschichte eines Eisenbahnbremsers, dessen Frau, eine Malerin, einen angesehenen Bischof zum Abendessen einlädt. Doch plötzlich tauchen die Bohème-Freunde des Bremsers auf der Party auf, was zu komischen Ergebnissen führt. Jahrelang wurde Pull My Daisy als Meisterwerk der Improvisation gepriesen, bis Leslie 1968 enthüllte, dass der Film tatsächlich von Alfred Leslie und Frank sorgfältig geplant, geprobt und inszeniert worden war.
„Cocksucker Blues“ (1972): Eine Dokumentation über die Band The Rolling Stones auf ihrer Tour. Der Film ist bekannt für seinen rohen, ungefilterten Blick auf das Leben mit der Band unterwegs.
„Die Linien meiner Hand“ (1972): Dies ist Robert Franks zweites Fotobuch, das sich durch einen persönlicheren und introspektiveren Ansatz auszeichnet. Es gilt als eine Art „visuelle Autobiografie“.
„Ich und mein Bruder“ (1969): Ein Spiel- und Dokumentarfilm, der sich mit den Themen Wahnsinn und Vertreibung beschäftigt und das tiefe künstlerische Leben der Boheme im New York der 1960er Jahre erforscht. Der Film folgt einem Faux-vérité-Ansatz und bezieht namhafte Persönlichkeiten wie Allen Ginsberg, Joseph Chaikin, Peter Orlovsky und die Frank's mit ein katatonischer, schizophrener Bruder Julius. Dies ist nicht nur eine dokumentarische Aufzeichnung, sondern eine sinnliche und existenzielle Reise. „Me and My Brother“ ist ein liebevolles Porträt von Freundschaften in einem Boheme-Umfeld, das gleichzeitig die geteilte Loyalität des Künstlers zwischen Arbeit und Familie in Frage stellt. Das Werk offenbart Robert Franks Faszination für die Formbarkeit der Wahrheit und schafft Bedingungen für Improvisation innerhalb eines Drehbuchkontexts. Dieser Ansatz wurde später in seinen berüchtigten Filmen wie „Cocksucker Blues“ (1972) und „Candy Mountain“ (1987), einer Zusammenarbeit mit dem Schriftsteller Rudy Wurlitzer, weiterentwickelt. „Me and My Brother“ entführt den Betrachter in die künstlerische Szene eines revolutionären Jahrzehnts, aber auch in den neugierigen und mutigen Geist von Robert Frank, wo die Grenzen zwischen Realität und Repräsentation so fließend werden wie seine fotografischen Bilder. Dieser Film ist ein grundlegendes Puzzleteil von Robert Franks künstlerischem Beitrag zur visuellen Kultur des 20. Jahrhunderts.
Wie hat Robert Frank die Fotografie verändert?
Realistischer und roher Ansatz: Robert Frank war ein Pionier bei der Einführung eines realistischeren und roheren Ansatzes in der Fotografie. Seine Bilder in „The Americans“ hielten authentische Momente des amerikanischen Alltagslebens fest und stellten oft die idealen, optimistischen Darstellungen der damaligen Gesellschaft in Frage. Er entfernte sich von der traditionellen und formalen Ästhetik und suchte nach Spontaneität und visueller Ehrlichkeit.
Innovativer Einsatz des Leica 35mm: Robert Frank nutzte die 35-mm-Leica-Kamera auf innovative Weise. Statt der damals üblichen Mittelformatkameras entschied er sich für eine diskretere und agilere Vorgehensweise. Dies ermöglichte es ihm, Bilder schnell und ohne zu viel Aufmerksamkeit zu erregen, was zur Authentizität seiner Straßenfotografien beitrug.
„Außenseiter“-Perspektive: Als Schweizer Einwanderer in die Vereinigten Staaten brachte Robert Frank eine „Außenseiter“-Perspektive in seine Arbeit ein. Er beobachtete die amerikanische Gesellschaft mit kritischem Blick und machte auf Widersprüche und Ungleichheiten aufmerksam, die von den Einheimischen oft unbemerkt blieben. Diese ausgeprägte Vision veranlasste andere Fotografen, ihre Arbeit mit einem fragenderen und analytischeren Blick anzugehen.
Einfluss auf die Dokumentarfotografie: „The Americans“ gilt als Meilenstein der Dokumentarfotografie. Robert Frank stellte die Konventionen des Genres in Frage, indem er sich von traditionellen linearen Erzählungen entfernte und einen subjektiveren und poetischeren Ansatz wählte. Er zeigte, dass die Fotografie eine ebenso gültige künstlerische Ausdrucksform sein kann wie jede andere.
Inspiration für neue Fotografen: Robert Franks Ansatz diente als Inspiration für eine neue Generation von Fotografen, darunter Diane Arbus und Garry Winogrand. Sein Einfluss zeigt sich in der zeitgenössischen Fotografie, wo der Fokus auf Authentizität, persönliche Erzählung und das Brechen von Konventionen weiterhin im Trend liegt.
Entwicklung zum Kino: Neben der Fotografie prägte Robert Frank auch die Welt des Kinos. Sein Film „Pull My Daisy“ und andere experimentelle Filmprojekte demonstrierten einen innovativen Ansatz zur Bildsprache und beeinflussten Avantgarde-Filmemacher.
Robert Frank veränderte die Fotografie, indem er etablierte Normen in Frage stellte, einen realistischeren und subjektiveren Ansatz verfolgte und eine neue Generation bildender Künstler dazu inspirierte, authentischere Ausdrucksformen durch Bilder zu erforschen. Sein Einfluss spiegelt sich weiterhin in der zeitgenössischen Fotografie wider.